Ich darf euch jetzt etwas über ihr Leben erzählen und einige Gedanken mit euch teilen.
Am 30.5.28 wurde Gertrude Betas als uneheliches Kind geboren. Ihre Mutter heiratete, sie bekam einen Stiefvater und 3 Jahre später auch eine Stiefschwester Namens Inge.
Von 1934-42 besuchte sie die Schulen im 21. Bezirk, während dieser Zeit, und v.a. in ihrer Jugend verbrachte Gertrude viel Zeit in Neulengbach bei ihrem leiblichen Vater und dessen Frau, die sie auch Mutti nannte. Mit ihren Halbschwestern Erna und Anna hat sie sich sehr gut verstanden.
Während des Krieges hatten Gertrudes Eltern die Wohnung durch einen Bombenangriff verloren. Von 1945-50 lebte die Familie bei Gertrudes Großmutter in Neulengbach.
1942 begann sie eine Lehre als Schneiderin. Den Beruf hat sie 22 Jahre ausgeübt.
Von der Kriegszeit blieben ihr die Bombenangriffe, Luftschutzkeller und die wenigen Lebensmittel in Erinnerung.
1950 zog die Familie wieder nach Wien.
1952 lernte sie ihren Mann Karl kennen. Er kam auch aus ärmlichen Verhältnissen.
1954 heirateten sie und 2 Jahre später bekamen sie ihre Tochter Helga. Helga wurde bei ihrer Großmutter versorgt, da Gertrude nach der Geburt arbeiten musste.
1960 bekamen sie eine Wohnung in Wien Oberlaa, in der sie sehr glücklich waren.
Im August 1971 erhielt Gertrude die traurige Nachricht, dass ihr Mann tödlich verunglückt war. Es folgte eine traurige und sehr schwierige Zeit. Sie und ihre Tochter konnten den Verlust kaum ertragen. In dieser Zeit war ihre Nichte Renate eine große Hilfe und Stütze.
1973 begann Gertrude als Aufgabekraft bei Firma Rodenstock, wo sie bis zu ihrer Pensionierung blieb.
1976 heiratete ihre Tochter Ludwig.
Gertrude hatte ein ausgesprochen gutes Verhältnis mit der Familie ihres Schwiegersohnes. Die Familie hat sie herzlich aufgenommen und die vielen Jahre über liebevoll begleitet.
1977 bekam Gertrude ihre einige Enkeltochter Sandra, die sie sehr liebte, ihre große Freude war und sie verbrachte eine glückliche Zeit mit der jungen Familie.
Sie machte auch viele Kuraufenthalte und Reisen mit einem Pensionistenklub, aber v.a freute sie sich immer auf die Urlaube mit ihrer Tochter, Schwiegersohn und Enkelin.
Vor 20 Jahren heiratete Sandra ihren Mann Babak, den sie auch sehr gerne hatte.
3 Urenkel, Benjamin, Shirin und Rafael, folgten. Sie war bei jeder Familienfeier dabei, ihr „Urli- Kuchen“ wird uns immer in Erinnerung bleiben, und sie hatte in dieser Zeit ein zufriedenes, glückliches Leben.
Beinahe bis zu ihrem 95. Geburtstag lebte sie daheim in ihrer Wohnung in Oberlaa, ab April 2024 kam sie in ein Pflegeheim, wo sie sich wohl fühlte, und oft Besuch von ihrer Familie bekam, an dieser Stelle möchte ich erwähnen, wie hingebungsvoll, verlässlich und liebevoll sich meine Eltern um sie gekümmert haben.
Sie hatte ein zufriedenes Leben und ihr größtes Glück war die Familie.
Am Samstag, 19.10.2024 hat sie im Beisein ihrer Familie diese irdische Welt verlassen.
Das waren jetzt Zahlen und Fakten, das waren viele Herausforderungen und Schicksalsschläge
Krieg, Bombenangriff, Wohnung verloren, uneheliches Kind (was das damals, vor beinahe 100 Jahren, bedeutete!), Mann aus ärmlichen Verhältnissen, der dann auch so früh gestorben ist….
ABER
Was werden wir in Erinnerung behalten?
Zitat:
„Die Trübsale dieser Welt gehen vorüber und was bleibt ist, was wir aus unserer Seele gemacht haben.“
Shoghi Effendi
Ich habe euch gebeten, mir auch eure Gedanken und Erinnerungen zu übermitteln, denn was bleibt ist nicht wer, nicht was, sondern WIE sie war.
Nicht der Name, der Geburtstort, aus welchen Verhältnissen, ehelich oder unehelich….
Sie hat ihre Seele veredelt, ihren geistigen Adel erworben durch, und das zeigen all die Erinnerungen an sie:
Sie war:
liebevoll, fürsorglich, gütig, tapfer, sie hat nie gejammert oder aufgegeben, immer ein Lächeln auf den Lippen, immer auf ihr Äußeres geachtet, immer gut frisiert, perfekt und geschmackvoll gekleidet, humorvoll, hat mich zum Lachen gebracht, geduldig, großzügig, empathisch, warmherzig, freundlich, freigebig, hilfsbereit, respektvoll, demütig, Familienmensch, zufrieden, Aufmerksame Beobachterin und Zuhörerin, bescheiden, In sich ruhend, Ausgeglichen, Liebevolle Augen und warmes Lachen, Klug und bescheiden
Als Frau, die den 2. Weltkrieg miterlebt hat, hat sie auch nie verstanden, wieso wieder so viel Hass, Neid und Spaltung geschürt wird.
Erinnerungen, die ich habe sind die Wochenende bei ihr, was hat mich dort als Kind erwartete: die neusten Bussi Bär und Pumuckl Ausgaben, geschälte Apfelspalten, Schokolade, Vanillekipferln, Kompott- zur abendlichen Peter Alexander Show, ein vorgeheiztes Bett, die zischenden Kochtöpfe in der Küche, die alte Schreibmaschine, die ich dort entdeckte, ihre Kleiderschürze, die frisch gewaschene, duftende Wäsche am Dachboden, auch der Duft von Nivea Creme, die Nähmaschine, mit der sie mir nicht nur Faschingskostüme zauberte, sondern auch sonstige festliche Kleider-für mich, meine Puppen und sogar Barbiepuppen!
Ja, die Erinnerungen, die Liebe lebt weiter, ebenso wie ihre Seele, die nun frei ist
Denn
„Wahrlich, wir kommen von Gott und zu Ihm kehren wir zurück“
(Bahá´u´lláh)
Wenn wir über das Leben nach dem Tod nachdenken, fällt uns das schwer, weil es überstiegt nicht nur unser Wissen, sondern auch unsere Vorstellungskraft und es fehlen uns tatsächlich die Worte dafür. Diese Welt soll atemberaubend schön, aber auch nicht vor uns enthüllt, sein. Weil wenn uns enthüllt wäre, würden wir uns alle augenblicklich danach sehen, diese irdische, materielle Welt, die wir oft für vermeintlich so wichtig erachten, zu verlassen und zum himmlischen Königreich zu eilen.
„Die Geheimnisse des körperlichen Todes des Menschen und seiner Rückkehr sind nicht enthüllt und bleiben weiterhin ungedeutet.“
»Du hast Mich nach dem Wesen der Seele gefragt. Wisse wahrlich, dass die Seele ein Zeichen Gottes ist, ein himmlischer Edelstein, dessen Wirklichkeit die gelehrtesten Menschen nicht zu begreifen vermögen, und dessen Geheimnis kein noch so scharfer Verstand je zu enträtseln hoffen kann.«.
„Das Wesen der Seele nach dem Tode läßt sich niemals beschreiben, noch ist es angemessen und erlaubt, ihre ganze Beschaffenheit den Augen der Menschen zu enthüllen, Die Propheten und Boten Gottes wurden zu dem einzigen Zweck herabgesandt, die Menschheit auf den geraden Pfad der Wahrheit zu führen. Ihre Offenbarung hat den Zweck, alle Menschen zu erziehen, damit sie zur Todesstunde in größter Reinheit und Heiligkeit, in völliger Loslösung zum Throne des Höchsten aufsteigen. Das Licht, das diese Seelen ausstrahlen, bewirkt den Fortschritt der Welt und den Aufstieg ihrer Völker.“ Bahá'u'lláh, Ährenlese 81:2
Es gibt 2 Bilder, 2 Analogien, die ich gerne mit euch teilen möchte, weil sie das Unvorstellbare einerseits etwas vorstellbarer machen und weil es sehr trötende Gedanken sind.
Vogelkäfig:
Bei ‘Abdu’l-Bahá lesen wir im Buch 'Beantwortete Fragen':
»Anzunehmen, dass der Geist nach dem Tod des Körpers zugrunde gehe, ist wie die Vorstellung, dass ein Vogel in einem Käfig umkäme, wenn der Käfig zerbrochen wird, obwohl ja der Vogel von der Zerstörung des Käfigs nichts zu fürchten hat. Unser Körper ist dem Käfig und der Geist dem Vogel zu vergleichen. Wir sehen, dass ohne den Käfig dieser Vogel in der Welt des Schlafes fliegt; wenn daher der Käfig zerbricht, wird der Vogel unversehrt weiterleben; seine Empfindungen werden sogar tiefer, seine Wahrnehmungen weiter und sein Glück größer sein.«
Das 2. Bild, das uns auch erkennen lässt, dass unsere lieben Verstorbene in Wahrheit alle noch bei uns sind, wenn auch in einer anderen Form und Sphäre, ist das des Babys im Mutterleib:
Bahá'u'lláh schrieb weiter:
»Das Jenseits ist so verschieden vom Diesseits wie diese Welt von der des Kindes, das noch im Mutterleib ist. Wenn die Seele in die Gegenwart Gottes gelangt, wird sie die Gestalt annehmen, die ihrer Unsterblichkeit am besten ansteht und ihrer himmlischen Wohnstatt würdig ist.«
Das Baby im Mutterleib hat weder Wissen noch Vorstellung was noch kommt, nach der Geburt…
Und es entwickelt Sinnesorgane, Gliedmaßen, die es im Mutterleib noch nicht braucht, sogar einengend, behindernd sind.
Aber für die nächste Welt, in die es hineingeboren wird ,von der es ebenso keine Vorstellung hat, wie wir hier nun von der nächsten Welt, wird das Babys sie benötigen
unsere Aufgabe hier, was haben wir hier zu entwickeln?
Was also ist unsere Aufgabe hier, in dieser Welt, was müssen wir entwickeln, für die nächste Welt?
Auf dieser Welt muß er sich daher für das jenseitige Leben vorbereiten. Hier muß er das erwerben, was er in der Welt des Königreiches braucht.
‘Abdu’l-Bahá, Göttliche Lebenskunst
Himmle und Hölle sind keine Orte, sondern Zustände. Es ist ein fern sein oder ein Nahe sein Gottes. Umso mehr wir unsere Seele, unsere geistige Natur entwickelt haben, umso näher gelangen wir zu Gott. Umso weniger, wie wenn wir im Mutterleib nur 1 Bein entwickelt haben, umso schwerer der Fortschritt und Aufstieg in den Welten Gottes…
Wie können wir unsere Seele veredeln?
Durch Glauben an Gott, durch Hingabe, durch Opferbereitschaft, durch Gebet und Meditation, durch Befolgen der Gebote Gottes, durch Taten der Nächstenliebe und die Entwicklung unserer Tugenden, unserer vielen göttlichen Edelsteinen die wir in uns tragen.
Und wenn wir an die Urli denken, dann glaube ich, können wir uns gewiss sein, dass ihre Seele ein strahlender Edelstein in den Welten Gottes ist und was wir für den Fortschritt ihrer Seele tun können, ist für ihren Fortschritt zu beten
Im Buch 'Ährenlese' lesen wir dazu die Antwort Bahá’u’lláhs:
»Nun zu deiner Frage über die Seele des Menschen und ihr Fortleben nach dem Tode. Wisse wahrlich, dass die Seele nach ihrer Trennung vom Leibe weiter fortschreitet, bis sie die Gegenwart Gottes erreicht, in einem Zustand und einer Beschaffenheit, die weder der Lauf der Zeiten und Jahrhunderte noch der Wechsel und Wandel dieser Welt ändern können. Sie wird so lange bestehen, wie das Reich Gottes, Seine Allgewalt, Seine Herrschaft und Macht bestehen werden.«
„Die Aufgestiegenen haben Merkmale, die sich von den Eigenschaften derer unterscheiden, die noch auf Erden sind. Doch besteht keine wirkliche Trennung zwischen ihnen. Im Gebet tritt eine Vermischung der Stufen und Zustände ein. Betet für sie, wie sie auch für euch beten.“
Abdu'l-Bahá, Abdu'l-Bahá in London 102
Und ich bitte nun ihre 3 Urenkel, die Gebete für den Fortschritt ihrer Seele zu lesen.
Benjamin:
O Du Versorger, o Du Vergeber! Eine edle Seele ist in das göttliche Reich der Wirklichkeit aufgestiegen und aus der sterblichen Welt des Staubes in das Reich der ewigen Herrlichkeit geeilt. Erhöhe den Rang dieses unlängst erschienenen Gastes und kleide diesen bewährten Diener in ein neues wundersames Gewand.
O Du unvergleichlicher Herr! Gewähre Deine Vergebung und zärtliche Fürsorge, damit diese Seele Zugang erlange zu den Stätten Deiner Geheimnisse und ein vertrauter Gefährte in der strahlenden Versammlung werden möge. Du bist der Geber, der Schenkende, der Liebende. Du bist der Vergebende, der Zärtliche, der Mächtigste.
‘Abdu’l-Bahá
Shirin:
O mein Gott! Du Vergeber der Sünden, Verleiher der Gaben, Verbanner der Not!
Wahrlich, ich flehe Dich an, vergib die Sünden derer, die das irdische Gewand abgelegt haben und zur geistigen Welt aufgestiegen sind.
O mein Herr! Mache sie rein von Fehlern, vertreibe ihre Sorgen und wandle ihre Finsternis in Licht. Lass sie eintreten in den Garten der Glückseligkeit, wasche sie mit dem reinsten Wasser und gib, dass sie Deine Herrlichkeit auf dem erhabensten Berge schauen.
‘Abdu’l-Bahá
Rafael:
Gib, o mein Herr, dass die zu Dir Emporgestiegenen Zuflucht finden bei Ihm, dem erhabensten Gefährten, und im Schatten des Tabernakels Deiner Erhabenheit und des Heiligtums Deiner Herrlichkeit wohnen. Benetze sie, o mein Herr, aus dem Meere Deiner Vergebung mit dem, was sie würdig macht, in Deinem erhabensten Reich und Deinem allhöchsten Hoheitsgebiet zu weilen, solange Deine unumschränkte Herrschaft währt. Mächtig bist Du zu tun, was Dir gefällt.
Bahá’u’lláh
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